„Dies war unpassend und es tut mir leid": Laschet entschuldigt sich für Albernheiten hinter Steinmeiers Rücken

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Ein lachender Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) beim Besuch im vom Unwetter heimgesuchten Erftstadt in Nordrhein-Westfalen sorgt für empörte Reaktionen im Netz. "Ich bin wirklich sprachlos", schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Samstagnachmittag auf Twitter und verlinkte auf ein in den Online-Netzwerken kursierendes Video.

Darin lacht Laschet im Hintergrund zusammen mit Umstehenden, macht offenbar Späße, während ein sichtlich betroffener Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Betroffenen in der Katastrophenregion Solidarität und Hilfe verspricht.

SPD-Vizechef Kevin Kühnert schrieb auf Twitter dazu: "eine Frage des Charakters". Der Pianist Igor Levit kritisierte „würdeloses Verhalten“. Der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, sprach von „Pietätlosigkeit“ gegenüber den Opfern.

Auf Twitter trendete zwischenzeitlich der Hashtag #Laschetlacht.

Auf Twitter entschuldigte sich der NRW-Ministerpräsident umgehend für die Situation: "Uns liegt das Schicksal der Betroffenen am Herzen, von dem wir in vielen Gesprächen gehört haben. Umso mehr bedauere ich den Eindruck, der durch eine Gesprächssituation entstanden ist. Dies war unpassend und es tut mir leid."

Gegenüber "Bild am Sonntag" sagte Lars Klingbeil am Abend: "Wie Armin Laschet im Hintergrund rumalbert, während der Bundespräsident zu den Opfern spricht, ist ohne Anstand und empörend. In Krisenzeiten zeigt sich der Charakter, heißt es. Wer ohne Gespür in solch schwierigen Situationen herumfeixt, der disqualifiziert sich selbst."

Kritik an Laschets Verhalten kam auch von der FDP. Bundestags-Fraktionsvize Michael Theurer sagte der "BamS": "Rheinische Frohnatur in Ehren", doch werde es dem Ernst der Lage nicht gerecht, "herumzualbern", während der Bundespräsident der Opfer gedenke.

Schaut man sich jedoch nicht bloß einen Ausschnitt der Pressekonferenz, sondern das volle Video dazu an, wird deutlich, dass Bundespräsident Steinmeier sich nicht viel anders verhält. Als anschließend Laschet ans Mikrofon tritt, ist im Hintergrund für ein paar Sekunden auch ein lachender Steinmeier zu sehen. Die Szene ist in diesem Video bei Minute 09:07 zu sehen:

Eva Högl, die weder Regierungschefin eines Landes war noch Kanzlerkandidatin, musste sich für eine ähnliche Situation auch schon mal entschuldigen - nach dem Terroranschlag von Barcelona in 2017, als sie Spitzenkandidatin der Berliner SPD für den Bundestag war, lachte sie im Hintergrund, während Martin Schulz vorn kondolierte.

Sie berief sich damals darauf, ihr sei nicht bewusst gewesen, dass Schulz über den Anschlag sprach. Tatsächlich hatte der Anlass nichts damit zu tun: eine Denkmalenthüllung in Kreuzberg. Das war bei Laschet anders, mitten in Erftstadt, einem der katastrophal getroffenen Orte.

Steinmeier und Laschet hatten sich zuvor gemeinsam ein Bild von der Lage im schwer getroffenen Ort Erftstadt gemacht. Beide dankten dort den Einsatzkräften. Laschet versprach, das Land Nordrhein-Westfalen werde "alles dafür tun", um Direkthilfe für die Betroffenen zu organisieren.

In Erftstadt hatte die über die Ufer getretene Erft zahlreiche Häuser unterspült und zum Einsturz gebracht; bei Erdrutschen stürzten mehrere Häuser und Teile einer historischen Burg ein. Besonders stark betroffen ist der Stadtteil Blessem. (Tsp/AFP/dpa)

thefloatingpoint on July 18th, 2021 at 08:42 UTC »

Er hat sich nicht entschuldigt, weil er sich unmöglich benommen hat. Es tat ihm nur leid, dass andere gesehen haben, was für ein Arschloch er ist.

lulxD69420 on July 18th, 2021 at 08:41 UTC »

Klassischer Fall von "Tut mir Leid, dass ich erwischt wurde." nur PR, aber es war ja auch nichts anderes zu erwarten.

Graufisch on July 18th, 2021 at 07:02 UTC »

Er hat sich nicht entschuldigt. Er“bedauert den Eindruck, der entstanden ist“. Auf Deutsch: Wir haben nicht richtig hingeguckt.